Von Adam und...?

Am 16. Februar war Adams Bild nicht nur auf Seite 1 dieser Zeitung, sondern überall. Auch dieser Adam war - wie die Adams auf den meisten Bildern der meisten Maler - mit seiner Lebensgefährtin abgebildet. Allerdings nicht mit Eva, sondern mit einer Amelie.

Der Name von Adams Gefährtin schloss aus, dass es um unsere (mythische) Vorfahren im Paradies gehen könnte. Vielmehr um ganz lebendige Vorfahren, Verwandte also der ganzen Menschheit. Der Nachname von Adam und Amelie jedoch rückte die beiden in überraschende Nähe: Die beiden heißen von Engelbrechten". Und was irritiert: Adam und Amelie von Engelbrechten sind Viecher. Rindviecher. Wie das?

In Kenntnis und Wertschätzung derer von Engelbrechten, die immer schon auf dem Rittergut Molzen neben Uelzen und auch anderswo saßen, gegenwärtig auch hoch über Uelzen in der Zuckerfabrik - in Wertschätzung also dieser speziell unserer Gegend verbundenen Familien von Engelbrechten, frage ich: Warum und wann werfen wir Viecher mit geachteten Mitbürgern in einen Topf?

Seit der Adel keine Gerichtsbarkeit mehr besitzt und angreifbarwurde, häufen sich diese Respektlosigkeiten. Zum Beispiel der Bismarck-Hering. Auch unser erster Reichkanzler hat es trotz aller Umstrittenheit („Sozialgesetz“ und so...) wirklich nicht verdient, mit dem billigsten aller Seeviecher in einen Pott und Magen geworfen zu werden.

Ich wechsele vom Engelbrechten-Galloway-Rind zum Bismarck-Hering auch, weil in Uelzen ein Nachfahre sowohl von Adam und Eva als auch dem eisernen Kanzler lebt und das Gegenteil von „eisern" ist, nämlich Arzt. Dieser könnte leiden unter der Nennung seines Namens auf jedem Wochenmarktsonderangebot („Vier Bismarcks für drei..."). Allerdings trägt der Uelzener Bismarck einen Doppelnamen (mit langem Vokal zu Anfang des 2. Namens) und fühlt sich vielleicht gar nicht so angesprochen wie die chemisch-reinen Bismarcks?

Nun zeigt die Bismarck-Recherche: Nicht der Kanzler solle beschimpft werden, sondern vielmehr der Hering zur politischen Bewusstseinsschärfung dienen. Im kleinen Kreis hatte Fürst Bismarck seine eigene Clique samt Arbeitgeber kritisiert: „Wenn der Hering so teuer wäre wie der Hummer - dann würde er sofort bei Hofe als Delikatesse gelten!" Aha - die dankbaren Heringe also belehnten den Fürsten als Dank mit ihrem Namen!

Die beiden Rindviecher Adam und Amelie von Engelbrechten haben vermutlich bei von Engelbrechtens auch eine nötige Rolle für politische Kritik gespielt wie weiland der Hering durch Bismarck. Wahrscheinlich zum Thema BSE etwas?

Die gegenwärtige nackte Materialisierung unserer Rindviecher erzwingt ja schon moralisch eine ähnliche Anhebung der Rinder wie damals beim Hering. Und für die Namensgebung? Es gibt keine bessere Garantie, auf ewig weiterzuleben als im Volksmund.

Der Hermann Fürst von Pückler-Muskau jedenfalls hat keine so tierliebe Geschichte mit seinem Eis. Das nimmt auch jeder in den Mund -wie den Bismarck-Hering. Hingegen die Engelbrechten-Rinder, die kann man streicheln. Und malen - wie Marc Chagall. Eigentlich könnten sie da in Molzen irgendwie stolz sein -auf Adam und Amelie von Engelbrechten.

 

27. Februar 2022